
Im Herbst 2019 versetzte eine hochrangige Veröffentlichung im Fachjournal „Nature“ über den Fossilfund Danuvius guggenmosi (UDO) aus der Tongrube bei Pforzen die paläontologische Fachwelt weltweit in Erstaunen.
Mit dem Ziel diese komplexe Thematik wissenschaftlich näher zu beleuchten, versammelten sich die 10. Klassen und des Leistungsfachs Biologie am 13.10.2025 vor einer täuschend echten Nachbildung des 11,6 Millionen Jahren alten Menschenaffen UDO. Sie warteten gebannt auf den Beginn des Vortrags von Herrn Dr. Schamel, der als Mitglied des Fördervereins UDO zahlreiche Fachvorträge über die Evolution des Menschen hielt.
Zu Beginn erläuterte Herr Dr. Schamel die Geschichte des Lebens exemplarisch und untermauerte diese anschaulich anhand von einschlägigen Fossilienfunden, die die Schüler immer wieder selbst mit ihren eigenen Händen „begreifen“ konnten. In der Tongrube bei Pforzen wurden bislang Fossilen von 145 unterschiedlichen Tierarten entdeckt, wobei sich manche durch ihre evolutionären Anpassungen weiterentwickelten, wie z.B. der Honigdachs, während andere dagegen ausgestorben sind (z.B. Krallentiere, Hasenhirsch und Säbelzahnkatzen).
Der Referent betonte mehrmals während seines Vortrags, dass das Klima vor 11,6 Millionen Jahren um ca. 10 °C wärmer und auch der CO2-Gehalt in der Atmosphäre deutlich höher gewesen sei. Diese klimatischen Verhältnisse zusammen mit den entsprechenden Fossilfunden weisen auf eine Savannen-ähnliche Landschaft bzw. ausgedehnte Wälder und Auen an Flussufern mit einem sehr umfangreichen Artenspektrum hin. Typische Bewohner dieser Region waren unter anderem Riesensalamander, zahlreiche Schildkrötenarten, eine vielfältige Vogelwelt, mehrere Elefantenarten und die weltweit ältesten Pandabären. Herr Dr. Schamel führte weiter aus, dass neben der fossilen Fauna auch die Pflanzenfunde aus der Tongrube immer detaillierter erforscht würden, um Rückschlüsse auf die damalige Zusammensetzung der Ökosysteme in dieser Region des Allgäus ziehen zu können.
Im zweiten Teil des Vortrags erläuterte Herr Dr. Schamel zunächst die Entstehung der Menschheit anhand der einschlägigen Menschenaffenfunde in Afrika, aber auch in Europa und Asien. Er führte aus, dass gemäß der bisherigen Lehrmeinung die ältesten Menschenaffenfunde ausnahmslos aus Afrika stammen würden und auch der aufrechte Gang, die Bipedie, sich in Afrika entwickelt hätte.
Das Bild der menschlichen Evolution änderte sich jedoch schlagartig mit dem Fund eines neuen Vertreters der Menschenaffen in der Tongrube bei Pforzen, nämlich Danuvius Guggenmosi. In den Jahren 2015 bis 2019 wurden zahlreiche fossile Überreste von mehreren Danuvius-Individuen geborgen. Dabei mehrten sich die Hinweise, dass einige Knochen, insbesondere die in den Gelenkregionen, eher der menschlichen Anatomie ähnelten. Danuvius konnte bereits auf zwei Behnen gehen. Er besaß eine kräftige, abgespreizte große Zehe und war ebenso ein geübter Kletterer. Diese charakteristischen anatomischen Gegebenheiten ließen den Schluss zu, dass sich der aufrechte Gang der Menschenaffen in den Bäumen entwickelte.
Gegen Ende seines Vortrages betonte Herr Dr. Schamel, dass durch die Datierung der Danuvius-Funde auf ca. 11,6 Millionen Jahre die Wurzeln der Bipedie viel weiter in die Vergangenheit zurückreichen würden als bisher vermutet. Darüber hinaus ließen die Danuvius-Fossilien darauf schließen, dass der aufrechte Gang sich nicht in Afrika, sondern vielmehr in Europa entwickelt hätte, was in der paläoanthropologischen Fachwelt immer noch kontrovers diskutiert werde.
Abschließend beantwortete Herr Dr. Schamel noch interessierte Schülerfragen, die sich hauptsächlich mit den Prozessen der Fossilienentstehung und Fossiliendatierung beschäftigten. Mit der Aussage „Das könnte euer Ur-Ur-Ur-Ur-Großvater sein“, bekamen wir noch die Gelegenheit ein Selfie mit UDO zu machen.
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